„Jeder hat ein Recht auf Verwahrlosung…“

Diesen Satz habe ich heute in der Klinik gehört und er schmerzt so sehr.
Es ist ein schreckliches Gefühl, zusehen zu müssen wie ein geliebter Mensch die Kontrolle über sein Leben verliert und sich zu Grunde richtet.

Ich möchte helfen. Ich rede mir den Mund fusslig. Ich kann so schwer akzeptieren, dass dieser geliebte Mensch meine Hilfe nicht will. Meine eigene Hilflosigkeit akzeptieren zu müssen ist grausam – gerade weil ich weiß – kein Suchtkranker ist es freiwillig. Es steckt so viel Schmerz aus der Vergangenheit dahinter. So viele Wunden, die einem zugefügt wurden und die man sich selbst immer noch zufügt. So viele selbstschädigende Verhaltensmuster, die man jetzt nicht mehr so einfach aufgeben kann.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, weil ich dich liebe und dich nicht verlieren will.

Und trotzdem frage ich mich…
Warum belügst du mich? Warum kannst du damit nicht aufhören? Wieso bin ich dir scheissegal? Wieso tust du dir das an? Wieso tust du mir das an?

Selbstfürsorge…

„Eine Sache, die ich immer und immer wieder vom Leben zu spüren bekomme: Du allein bist für Dich verantwortlich. Und das einfach mal komplett neutral behauptet. Natürlich hast du deine Liebsten um Dich, die eine Stütze sein können. Aber am Ende bist du die Person, die Entscheidungen für oder gegen Dich trifft, die sich um dein Wohlbefinden kümmert und Dich in Dir selbst sicher und gut fühlen lässt.“

Unschuldsvermutung

Wir diskutieren mehr darüber wem wir jetzt glauben oder nicht, als uns zu überlegen, wie wir Betroffenen helfen. Wir nehmen sie ja nichtmal wahr. Wir müssen uns fragen was für eine Gesellschaft wir sein wollen, eine in der Täter geschützt werden oder ob wir Betroffenen glauben wollen. Die meisten Täter begehen mehrfach Taten, wir sind also mit dafür verantwortlich, wenn wir sie schützen und immer als erstes Unschuldsvermutung brüllen, anstatt Vorwürfe ernst zu nehmen. Niemand will unschuldige Personen ins Gefängnis bringen. Aber ehrlich gesagt müssen wir uns fragen was mehr wiegt. Ein Unschuldiger in U-Haft oder etliche Täter auf freiem Fuß, die dann wieder neue Taten begehen. Dieses Thema ist komplex, aber es verschwindet nicht nur weil uns die Diskussion dazu zu anstrengend ist…

FragenFreitag

Thema: Wut & Rachegelüste…

An mich gestellte Frage: „kennst du das, dieses immer wieder hochkochende Bedürfnis, sich zu rächen…das vermeintliche Glück des Ex-Partners zu boykottieren. Ich schäme mich dafür – andererseits: er hat mich so belogen, mir was vorgemacht und mich in einer schlimmen Phase meines Lebens einfach im Stich gelassen, weil ihm SEIN Frieden wichtiger war. Immer wieder verspüre ich das Bedürfnis, ihm Nadelstiche zu verpassen, damit er mich nicht los lassen und einfach aussortieren kann“

Meine Antwort: aus meiner Sicht… bleib in deiner Wut – sie ist wertvoll, sie darf sein, sie ist berechtigt ❤ Verteufle sie nicht ❤ Koste sie aus, lass sie im Zweifel raus (bitte nicht an Menschen / Lebewesen / Pflanzen) sondern auf Knautschkissen oder ein Handtuch drehen bis es so viel Kraft kostet, dass du nicht mehr kannst und dann die Entspannung / das Loslassen geniessen. 

Du wurdest verletzt. Beschämt. Belogen. Vielleicht auch Betrogen. Sowas ist scheisse und das hat niemand verdient. Und das da ein Funken 🙂 Rachegelüst in dir ist, ist sowas von verständlich – ala „ich leide und er macht sich ein schönes neues Leben auf“. Aber weißt du was… du wächst gerade. über dich hinaus ❤ das tut er im Zweifel nicht. Und du darfst selbst entscheiden, bis wann du diese Wut und die Rache noch auskosten magst und ab wann du nicht mehr leiden möchtest… und dann wirst du damit aufhören und in deine volle Kraft kommen… Schmetterling und so ❤

Frage dich bitte auch, warum seine Form von Egoismus „sein Frieden wichtiger“ nicht für dich ok ist. Vielleicht weil „bis das der Tot uns scheidet? Oder in guten wie in schlechten Zeiten?

PS: ich empfinde dich gerade als total reflektiert, aufgeräumt aber auch als sehr tapfer und traurig wahr. So viele Ressourcen – kognitiv wie auch Gefühlstechnisch ❤ du spürst!!! 

Süsses…

„Es gab eine Zeit da war Essen Liebe. Das Essen war da wann immer wir es brauchten. Das Essen hat uns nicht verraten, uns beschämt oder in irgendeiner Form misshandelt.“

Ergotherapie…

wir hatten heute das Thema „jemand hat eine/n überzogenen Anspruch / Erwartungshaltung an mich und trotzdem versuche ich alles mir Mögliche, diesem Anspruch gerecht zu werden“.. da hilft es mir wenig, wenn ich kognitiv weiß, dass der Anspruch nicht gerechtfertigt ist… Heute durfte ich ins fühlen gehen, dass ich diesem „fremden“ Anspruch nicht entsprechen muss, dass ich es der Person nie Recht machen kann und das ich im Zweifel auch nicht möchte, dass ich solche Menschen in meinem Umfeld habe, die mich und das was ich zu geben habe, nicht wertschätzen können.

Wenn diese Person dann auch noch bockig darauf reagiert (durch Auflegen beim Telefonat oder „wenn du es nicht so machst, wie ich das will, dann brauche ich dich gar nicht„) weil Ihrer überzogenen/narzisstischen Erwartungshaltung nicht entsprochen wird bzw. ich einen engen Bezug zum Verhalten der Eltern dieser Person sehen kann und ich auch bei den Eltern das Verhalten nicht als „angenehm“ empfinde… dann darf ich spüren und die Entscheidung treffen, dass ich solche Menschen nicht mehr in meinem Leben möchte. Manipulation, Abwertung, Respektlosigkeit dulde ich nicht mehr in meinem Umfeld. Und ja, dann komme ich ggf. an den Punkt, dass ich erst einmal alleine dastehe, dass mein freundschaftliches Umfeld sich ausdünnt und ggf. auch die Familie…

Aber lieber bin ich allein als weiterhin in einem destruktiven, dysfunktionalen Umfeld
War ne geile Ergotherapiestunde !!! – hat meine Augen geöffnet und mein Herz und meine Selbstliebe

vierzehnter Mai …

heute vor 4 Jahren wurde ich in eine Klinik eingewiesen. Eine Klinik für Persönlichkeits- und Traumafolgestörungen. Es war ein Dienstag. Ein Tag wie jeder andere. Nur nicht für mich.
Ich dachte, ich werde verrückt. Auf einmal waren da Bilder vor meinen Augen von Menschen / Dingen, die nicht da waren und schockierende Erinnerungen, körperliche Symptome, die mir die Luft abschnürten und Schmerzen am ganzen Körper. All das konnte ich nicht zuordnen und war heillos mit mir und diesen wiederkehrenden Empfindungen überfordert.

Zwei Wochen später starb meine Mum. Plötzlich. Unerwartet. Hat sie sich aus dem Staub gemacht und mich mit der Aufarbeitung meiner Kindheit & meiner traumatischen Erfahrungen allein gelassen. Ich habe auf so viele Fragen keine Antwort mehr bekommen. Ich hatte nicht mehr die Chance mit ihr über meine Kindheit zu sprechen, über die aufkommenden Erinnerungen zu reden, nach ihrer Sicht zu fragen, ihr zu sagen, was schief gelaufen ist, wofür ich dankbar bin und wofür nicht …

Heute, vier Jahre später, ist Muttertag. Von allen Seiten wird das Muttersein glorifiziert, feiern sich Frauen dafür, dass sie Kinder in diese Welt gesetzt haben unabhängig davon, ob und wie sie ihre Kinder auf diese Welt vorbereitet bzw. wie sie „uns“ in diese begleitet haben. Eine überzogene Selbstbeweihräucherung auf der einen Seite. Ein Konsumereignis, über das der Wert des Mutterseins, in Blumen und Geschenken ausgedrückt wird, auf der anderen. Muttertag als Marketing-Event & Pflichtveranstaltung (der man nachkommt, um den „Familienfrieden“ aufrecht zu erhalten). Sicher kann dieser „Feiertag“ auch Impuls für Mütter sein, ihre traditionelle Rolle kritisch zu hinterfragen. Und im bestmöglichen Fall, hat man tausend gute Gründe um seiner Mutter danke zu sagen. Wenn man dieses „Danke“ nicht fühlt, dann hat auch das seine Gründe.

Meine Worte gehen daher heute nicht an die Mütter sondern an all jene von Gewalt und Vernachlässigung betroffenen „Kinder“, die ihr euch selbst großziehen musstet , ALLES LIEBE ZUM MUTTERTAG!

Ich wünsch euch, dass ihr euch selbst die beste, liebevollste, großzügigste Mutter werdet, die ihr euch vorstellen könnt. Ihr habt das verdient. Bitte seid für euch selbst, die Mutter, die ihr als Kind gebraucht hättet. Ihr könnt das jetzt selbst und ihr macht das großartig.

Traumaintegration

Das Ziel in der Traumabewältigung ist, das Trauma zu lösen und es zu integrieren. Die Integration des Traumas in unsere Lebensgeschichte ist die essentielle Bewältigungsmethode. Integration bedeutet: Einbezug des Traumas in die eigene Biografie. Eine gelungene Traumaintegration bedeutet nicht, dass Trauma ungeschehen zu machen, denn das ist nicht möglich, weil es stattgefunden hat und in unserer Erinnerung und im Gehirn (in der Amygdala) ungeordnet und unlöschbar gespeichert ist. Bei der Trauma- Integration geht es vor allem um Akzeptanz, um Lösen, und um Überwindung, so dass das sogenannte posttraumatische Wachstum, als Ergebnis des Bewältigungsprozesses ermöglicht werden kann. 

Woran merke ich, dass mein Trauma integriert ist?

Zur erfolgreichen Integration des Traumas in das Alltagsleben gehört eine angemessene Gefühlsbeteiligung beim Erzählen des traumatischen Ereignisses, die Fähigkeit, dem was geschehen ist, einen Sinn zu verleihen und ihm seinen Platz in der Vergangenheit geben zu können. 
Wir können angemessen mit den eigenen Emotionen umgehen und lassen uns nicht mehr automatisch von Reizen, Ereignissen und Situationen triggern und kontrollieren. Das bedeutet: Wir haben gelernt unsere Emotionen wahrzunehmen, sie zu verstehen und annehmen zu können. Sie wegmachen zu wollen, lassen wir hinter uns. Wir reagieren nicht mehr automatisch/impulshaft/im Affekt sondern wir sind frei wählen zu können, wie wir emotional antworten, reagieren und handeln. Wir sind fähig den Raum zwischen Reiz und Reaktion wahrzunehmen und zu nutzen. Es gelingt uns bei Erinnerungen nicht zu dissoziieren und uns nicht von unseren Gefühlen leiten oder überfluten zu lassen, sondern sie der Realität angemessen wahrzunehmen und sie zu regulieren.

Verantwortungsübernahme ist dabei das zentrale Element. Das bedeutet, „wir sind Opfer geworden“ (das können wir rückwirkend nicht mehr verändern) aber wir können lernen und begreifen, dass wir im hier und jetzt nicht mehr Opfer sein müssen, stattdessen entwickeln wir Autonomie und Selbstwirksamkeit. 

FragenFreitag…

„glaubst du irgendwann wieder belastbar zu sein oder wird das so bleiben?“

Ich denke, wenn ich erkenne, wo meine Grenzen sind, kann ich sie irgendwann auch gut einhalten bzw. verteidigen. Ich habe die Hoffnung, dass ich dann nach und nach gesunde und mit den mir zur Verfügung stehenden Kapazitäten / Ressourcen ein gutes Leben führen kann. GGF werde ich nie wieder ein HighPerformer aber das war eben auch nur eine Kompensationsstrategie, die ich ablegen darf.

Jetzt gerade funktioniere ich nicht so, wie es in der Gesellschaft bzw. leistungsorientierten Wirtschaft üblich/gewünscht ist. Das lässt mich an den Rand dieser Gesellschaft rutschen und ich muss mich mit vielen Themen befassen wie Systemkritik, welcher meiner Freunde kann mit meinem aktuellen Zustand nicht umgehen und sortiert sich dadurch aus, wie reagiere ich auf Fragen, wo beziehe ich meinen Selbstwert her (wenn nicht über Leistung), wie findet man in dieser Phase neue Freunde / Partner usw. Es gibt aktuell viel zu lernen und es ist unglaublich heilsam sich diesen Themen zu stellen und ein gesundes Rückgrat zu den Themen zu finden.

Rezept

Jage die Ängste fort. Und die Angst vor den Ängsten.

Für die paar Jahre. Wird wohl alles noch reichen. Das Brot im Kasten. Und der Anzug im Schrank.

Sage nicht mein. Es ist dir alles geliehen.

Lebe auf Zeit und sieh, wie wenig du brauchst.

Richte dich ein.

Und halte den Koffer bereit.

Es ist wahr, was sie sagen: Was kommen muss, kommt. Geh dem Leid nicht entgegen. Und ist es da, Sieh ihm still ins Gesicht. Es ist vergänglich wie Glück.

Erwarte nichts.

Und hüte besorgt dein Geheimnis.

Auch der Bruder verrät, geht es um dich oder ihn. Den eignen Schatten nimm zum Weggefährten. Feg deine Stube wohl. Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn. Flicke heiter den Zaun und auch die Glocke am Tor.

Die Wunde in dir halte wach

Unter dem Dach im Einstweilen.

Zerreiß deine Pläne. Sei klug und halte dich an Wunder. Sie sind lang schon verzeichnet im großen Plan.

Jage die Ängste fort und die Angst vor den Ängsten.

MASCHA KALÉKO

Du darfst Raum einnehmen!

Du bist „zu viel/wenig“, „zu laut/leise“, „zu dick/dünn“, zu „introvertiert / extrovertiert“, „zu anders“, „zu sensibel/unsensibel“, „zu maskulin/weiblich“, „zu übertrieben“ usw.

Das ist die Sprache, die du als erstes in deinem Leben gelernt hast. Von deinen Eltern, deinen Großeltern, deinen Lehrern, deinen engen Bezugspersonen. Von Menschen, die sich gewünscht haben, du mögest so sein, wie es ihren Vorstellungen entspricht.

Das bist nicht DU. Bitte lass dir nie wieder einreden, dass du „zu“ bist – oder besser noch – Lasse dir bitte nie wieder einreden, dass du anders sein musst/sollst.

Du darfst so sein, wie immer du willst.

Verbindung

und wenn wir schon dabei sind, sich Zeit und Raum zu geben. Ich möchte lernen zwischenmenschlich gesunde Beziehungen einzugehen. Mich zu öffnen, mich anzuvertrauen, mich zu zeigen, zu sein und sein zu dürfen wie ich bin, mich nicht mehr zu verbiegen, mich nicht mehr überanpassen, es allen Recht machen zu wollen, aufhören Konflikten aus zu dem Weg zu gehen usw.

Ich bin gespannt darauf…

Self-Care

finde ich total wichtig und wertvoll. Und dennoch. Diese überzogene Fokussierung darauf zu heilen, sich persönlich zu entwickeln, über sich hinaus zu wachsen, sein Potenzial auszuschöpfen und in die Welt zu bringen hat mich depressiv gemacht.

Als traumatisierte Person neige ich dazu, zwanghaft zu sein, im Zweifel perfektionistisch, mich in etwas hinein zu steigern und so habe ich es auch bei meinem Heilungsprozess getan. Auf Druck und Teufel komm raus, wollte ich all das anders machen, was mich Jahrzehnte lang hat überleben lassen. Ich wollte alte Muster so schnell wie möglich abstreifen, hinter mir lassen, war wie von der Tarantel gestochen dabei zu reflektieren, mich zu belesen, alte Wunden aufzukratzen, sie zu säubern, damit sie endlich sauber heilen können…

Was ich dabei nicht bedacht habe. Alles braucht seine Zeit. Unter Druck entstehen Diamanten aber eben keine Leichtigkeit. Ich kann noch so viele Bücher zum Thema Trauma, Heilung lesen und mein Gehirn mit Wissen anfüllen. Wenn es nicht im Gefühl ankommt, kommt es nicht im Gefühl an… und dann findet keine ganzheitliche Veränderung statt (max. eine kognitive).

Was ich sagen will… ich nehme mir jetzt Zeit… ganz viel. und lasse es fliessen.