FragenFreitag

Thema: Wut & Rachegelüste…

An mich gestellte Frage: „kennst du das, dieses immer wieder hochkochende Bedürfnis, sich zu rächen…das vermeintliche Glück des Ex-Partners zu boykottieren. Ich schäme mich dafür – andererseits: er hat mich so belogen, mir was vorgemacht und mich in einer schlimmen Phase meines Lebens einfach im Stich gelassen, weil ihm SEIN Frieden wichtiger war. Immer wieder verspüre ich das Bedürfnis, ihm Nadelstiche zu verpassen, damit er mich nicht los lassen und einfach aussortieren kann“

Meine Antwort: aus meiner Sicht… bleib in deiner Wut – sie ist wertvoll, sie darf sein, sie ist berechtigt ❤ Verteufle sie nicht ❤ Koste sie aus, lass sie im Zweifel raus (bitte nicht an Menschen / Lebewesen / Pflanzen) sondern auf Knautschkissen oder ein Handtuch drehen bis es so viel Kraft kostet, dass du nicht mehr kannst und dann die Entspannung / das Loslassen geniessen. 

Du wurdest verletzt. Beschämt. Belogen. Vielleicht auch Betrogen. Sowas ist scheisse und das hat niemand verdient. Und das da ein Funken 🙂 Rachegelüst in dir ist, ist sowas von verständlich – ala „ich leide und er macht sich ein schönes neues Leben auf“. Aber weißt du was… du wächst gerade. über dich hinaus ❤ das tut er im Zweifel nicht. Und du darfst selbst entscheiden, bis wann du diese Wut und die Rache noch auskosten magst und ab wann du nicht mehr leiden möchtest… und dann wirst du damit aufhören und in deine volle Kraft kommen… Schmetterling und so ❤

Frage dich bitte auch, warum seine Form von Egoismus „sein Frieden wichtiger“ nicht für dich ok ist. Vielleicht weil „bis das der Tot uns scheidet? Oder in guten wie in schlechten Zeiten?

PS: ich empfinde dich gerade als total reflektiert, aufgeräumt aber auch als sehr tapfer und traurig wahr. So viele Ressourcen – kognitiv wie auch Gefühlstechnisch ❤ du spürst!!! 

wenn die Wut fehlt…

Diese Zeilen habe ich heute gelesen…

„Ich hasse sie dafür, dass sie meine Gefühle nicht ausgehalten haben. Dass sie meine Gefühle verboten haben. Dass sie mich sogar geschlagen haben für meine Gefühle. Dass sie mir gesagt haben, ich bin schuld weil ich nicht lieb bin, weil ich böse bin. Ich hasse sie dafür. Dass sie mich allein gelassen haben. Dass sie nicht ansprechbar waren für mich. Dass sie mich gezwungen haben, ihnen zu helfen weil sie sich keine Hilfe suchen konnten.

Ich hasse sie dafür, dass sie mich dazu gebracht haben, sämtliche Gefühle zu unterdrücken, mich dafür beschämt haben, dass ich ich bin. Dass sie mich missachtet und emotional missbraucht haben. Ich hasse sie dafür, dass sie in mir nicht den Menschen, das Kind, meine Seele gesehen haben. Dass sie zu blind waren und mich deswegen dazu gewzungen haben, für sie Verständnis zu haben. Sonst hätte ich nicht überleben können. Es war keine freie Wahl, es war nicht meine Aufgabe.

Am meisten hasse ich sie dafür, dass sie mir das Grundlebensgefühl mitgegeben haben, dass ich falsch bin und deswegen alleine bleiben werde. Nicht schlimm genug, dass sie sich nicht kümmern konnte, aber mir so als Kind auch die Möglichkeit genommen haben, irgendwo anders eine menschliche Zuflucht zu finden.

So viel Schmerz den sie mir zugefügt haben unter dem Deckmantel von „wir meinen es ja gut“.

Es war aber nicht gut. Es war Missbrauch.

Edit: Und nein, ich wünsche keine Tipps zum Thema Vergebung. Der Hass, sämtliche Gefühle, sind Teil des Prozesses und dürfen ausgedrückt werden. Die Erlaubnis hierzu gebe ich mir selbst.“


und mein Kommentar dazu: ich beneide dich um deine Wut bzw. deinen Hass. Da bin ich noch nicht. Ich gebe immer noch mir die Schuld – obwohl ich es besser weiß. Ich hoffe, irgendwann kommt es im Gefühl an.