Mutterwunde

… immer wieder höre ich in der letzten Zeit diese Begrifflichkeit und konnte am Anfang damit nicht so viel anfangen. Komisch, da ich diese selbst in mir trage aber lange nicht wahrhaben wollte, dass der Umgang mit Kindern – die in meiner Generation bzw. mit den Erziehungsmethoden – als „normal“ und „nötig“ deklariert wurden – solch Auswirkungen haben kann. Ich habe lange gebraucht um zu akzeptieren, dass vieles davon ungesund für (m)eine Kinderseele war.

Wie kann eine Mutterwunde aussehen:

  • deine Mutter war zeitlich überfordert – du musstest dich um deine Mutter kümmern und warst in der Elternrolle (vielleicht musstest du als große Schwester die Kindererziehung übernehmen, oder altersunpassend im Haushalt helfen, dich um dich selbst sorgen)
  • deine Mutter war mit deinen Emotionen überfordert – Sie wusste nicht wie sie deine Bedürnisse befriedigen konnte. Sie konnte dich nicht wahrnehmen und deshalb durftest du nicht fühlen und dies auch nicht zum Ausdruck bringen.
  • als Folge hast du emotionale und/oder physische Übergriffigkeiten durch deine Mutter erlebt (Kindern den Hintern zu versohlen, das Kind mit Liebes/Aufmerksamkeitsentzug zu bestrafen sind nur dezente Beispiele)
  • du wurdest nur für Leistungen anerkannt
  • du hast Ablehnung und Abwertung durch deine Mutter erlebt (du warst nie genug, nicht klug genug, nicht schön genug, nicht schlank genug usw – dadurch konntest du keinen gesunden Selbstwert entwickeln)
  • Bindungsabbrüche & Verlusterfahrungen (wer wie ich bereits mit 6 Wochen in die Kinderkrippe gekommen ist, weiß wovon ich rede)
  • du hast Schuldgefühle erlebt, wenn es nicht nach den Wünschen deiner Mutter gegangen ist (ein gering ausgeprägtes Selbstbewusstsein/Selbstwert bestärken die Schuldgefühle zudem)
  • deine Grenzen wurden nicht respektiert (weder körperlich noch emotional)
  • deine Mutter hat unklar Grenzen gesetzt – mal war dein Verhalten in Ordnung, mal nicht – du wusstest nie, woran du bist – (Doppeldeutigkeiten / Zwischen den Zeilen lesen müssen / Werte, die nach außen hin vermittelt wurden, die aber so nicht gelebt wurden)
  • dieses Gefühl „zu viel zu sein“, „eine Belastung zu sein“ und dann als Folge, dass du deine Mutter nicht um Unterstützung bitten konntest
  • dieses Gefühl „mit dir stimmt etwas nicht“ – du durftest nie so sein, wie du bist – durch ständiges an dir rumkritisieren
  • Manipulation – deine Mutter hat Mittel und Wege gefunden, dass du ihre Bedürfnisse befriedigst anstatt auf deine Bedürfnisse einzugehen

Das kann diese Auswirkungen haben:

  • du suchst immer die Schuld bei dir (z.b. wenn etwas in Beziehungen schief geht)
  • du fühlst dich ständig für alles & jeden verantwortlich und glaubst dafür sorgen zu müssen, dass es allen gut geht. Du übernimmst Verantwortung für andere, die dir gar nicht zusteht – dabei sorgst du selbst nicht gut für dich. (emotionale/körperliche Selbstfürsorge hast du nie gut gelernt)
  • du kennst deine eigenen Grenzen nicht / du spürst sie nicht
  • du hast Angst, in einer Beziehung eingeengt zu werden
  • du hast das Gefühl mit anderen Frauen um die Aufmerksamkeit anderer Männer zu konkurrieren (ständiges Vergleichen mit anderen Frau oder stetige Abwertung – auch deine eigene – sind Folgen daraus)
  • du glaubst, deine/n Partner*innen retten/beschützen/heilen zu müssen
  • du unterdrückst deine Gefühle aus Angst verlassen zu werden
  • du hast das Gefühl alles alleine schaffen zu müssen / es fällt dir unheimlich schwer um Hilfe zu bitten
  • du glaubst auch heute noch „zu viel“ zu sein

Die Auswirkungen können manigfaltig sein und sich auch in psychischen Erkrankungen oder ungesunden Bindungsmustern widerspiegeln.

Wenn du deine Mutterwunde heilen willst, ist ein wichtiger Schritt anzuerkennen, dass das Verhalten deiner Mutter nichts mit dir zu tun hatte (DU WARST NICHT SCHULD). Viele Mütter tragen selbst diese Mutterwunde in sich und geben diese an weiter – weil sie sich nie die Zeit genommen haben, ihr Verhalten zu reflektieren und zumeist nie die Kapazitäten hatten, denn sie mussten funktionieren. Sie haben nie gelernt, alternative Handlungsmuster zu finden. Es ist nicht deine Schuld, was dir mit deiner Mutter passiert ist. Du darfst Mitgefühl haben – mit deiner Mutter – aber vor allem mit Dir. Du darfst wütend auf Sie sein, denn Sie hat dir vieles entsagt unter dem du auch heute noch leidest. Du hast dennoch jetzt die Chance deine Mutterwunde aufzuarbeiten und damit zu unterbrechen.
Sei bitte geduldig auf deinem Weg.

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