Mir wird immer wieder bewusst, dass ich da in einem großem Dilemma stecke bzw. mich auch immer wieder in eben diesem wiederfinde. Ich vermeide. Auf ganz vielen Ebenen. Das ist nichts neues :-) Aber mir wird langsam bewusst, dass ich genau genommen die Situationen vermeide, in denen ich innerlich wieder in die Erstarrung und Unterwerfungsmodus komme. Blöderweise kann jede soziale Interaktion das in mir auslösen, es reicht teilweise sogar, wenn ich nur daran denke.
Sicherheit: ich fühle mich nie sicher. Nicht in mir. Nicht unter Menschen. Meine Unsicherheit in mir führt dazu, dass ich mich die ganze Zeit im Außen orientieren will, an den anderen. Das Dilemma, unter Menschen fühle ich mich ja auch nicht sicher. In meiner Wahrnehmung senden Menschen so viele widersprüchliche Signale aus. Mimik passt oft nicht zur Gestik passt nicht zu dem Gesagten und schon dreimal nicht zu dem was ich wahrnehme. Folge: Totale Verunsicherung. Eine tiefe Verunsicherung in meinem eigenen Da Sein als Mensch. Ich fühle mich so falsch, einfach nur weil ich existiere. Ich habe Angst sichtbar zu werden, etwas zu sagen, eine konkrete Handlung zu unternehmen, manchmal so gar zu atmen – aus Angst Reaktionen auszulösen.
Aufmerksamkeit triggert meine soziale Phobie. Ich spüre die Stimmungen im Raum, ich habe Angst die Erwartungen nicht zu erfüllen und vor allem habe ich Angst vor Bewertung / Ablehnung. Das innere Muster in mir stellt sofort – wie im Autopilot – auf „bloß keine Angriffsfläche bieten, sei lieb und artig, mach dich unsichtbar“ (Fawn-Response) und dann verliere ich mich komplett. Werte, die ich für mich vertrete, werden angesichts der Überanpassung über Bord geworfen – so als hätte ich diese nie gehabt. Ein Chamäleon. Das ich nicht sein will. Ich habe das Gefühl, ich darf gar nicht „(m)ein eigener Mensch“ sein. Mit meiner Wahrnehmung, meinen Bedürfnissen, meinem Empfinden und Erleben. Ich muss verschmelzen mit dem System des anderen.
Ein Anteil in mir erträgt dieses Verhalten nicht mehr… diese ferngesteuerte Überanpassung, dieses „sich unterwerfen müssen“, „nicht stark genug zu sein sich zu wehren“, „dieses Gefühl von Ohnmacht und Erstarrung“. Dieser Anteil hasst diese Opferhaltung so sehr, dieses nicht mehr handlungsfähig zu sein, nicht mehr klar denken zu können. Mein ganzes Potenzial (welches ich definitiv auch habe) kann ich nichtmal im Ansatz entfalten.
Der andere Anteil „lächelt freundlich“, macht sich weich und anschmiegsam, anspruchslos, klein und gibt sich völlig auf. Diesem Anteil fällt es nicht mal schwer so zu sein, denn jahrelanges Training macht sich irgendwann bezahlbar – es wird ein Reflex – ich muss nicht darüber nachdenken, ich kann/muss es einfach einschalten wie einen Schalter.. zack… und schon ist da kein eigener Wille mehr.
Es ist eine Kopplung von einem dissoziativen Zustand einerseits nach Innen und nach Außen unterwerfe ich mich aktiv dem was die anderen von mir wollen, so gut ich kann. Es ist jedes Mal ein absoluter Kontrollverlust für mich. Ich fühle mich so ausgeliefert und „durchlebe“ alte Erfahrungen immer und immer wieder. In jedem menschlichen Kontakt.
Mir wird das Ausmaß langsam bewusst. Wie wenig „ich“ und „leben“ bisher in mir steckte. Ich möchte, dass sich das ändert. Wie, weiß ich noch nicht.